Saturday, 23 October 2010

German review of The Life and Romances of Mrs. Eliza Haywood from 1916

I found the following review when hunting up early references to some of the works Haywood published at The Sign of Fame. My German is not up to translating it, but from what I can read Wilhelm Paterna was suitably impressed with Whicher's The Life and Romances of Mrs. Eliza Haywood; and had nothing to add beyond this fact.

However, just in case anyone is overcome with the desire to translate the review I thought I would do what I could to clean up the OCR, number the paragraphs, and reproduce the text here. Corrections would also be welcome.

The full reference to the review is:

Wilhelm Paterna, [review of George Frisbie Whicher, The Life and Romances of Mrs. Eliza Haywood (New York: Columbia University Press, 1915)], Beiblatt zur Anglia 27:10 (October 1916): 280–85.

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The Life and Romances of Mrs. Eliza Haywood, by George Frisbie Wicher. New York, 1915. Columbia University Press.—210 SS.

[¶1] Das buch will nicht einer vergessenen autorin zu dem ihr vorenthaltenen platz verhelfen, sondern nur—aus der überzeugung heraus, daß auch das kleinste glied einer entwicklung von bedeutung ist—kommende bearbeiter der englischen literaturgeschichte mit einem ausführlichen und zuverlässigen bericht über ihr leben und wirken versehen. Dabei wird gleichzeitig, oder vielmehr: nebenbei, die aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie sie das werk ihres Zeitgenossen Defoe ergänzt und das schaffen einer Miss Burney und Miss Austen vorbereitet.—

[¶2] Autobiographie war leider unter den wenigen formen der schriftstellerei, die Mrs. Haywood nicht versuchte, und so können wir, da auch frühe berichte über sie fehlen, wenig von ihrem leben sagen. Die spärlichen angaben, die uns die Biographia Dramatica bieten, sind nahezu alles, was wir mit Sicherheit wissen. Immerhin gelingt es dem autor, durch fleißiges forschen und kombinieren verschiedener tatsachen die mitteilungen um eine ganze anzahl von daten zu vermehren, [281] die wenigstens sehr wahrscheinlich sind; ohne daß dabei allerdings ergebnisse von besonderem interesse zutage träten.

[¶3] Bemerkenswert hingegen ist das material. das der verf. auf grund eingehenden Studiums der umfangreichen werke zu- sammenträgt:

[¶4] Die “Short Romances of Passion” stehen durchaus unter dem einfluß der französischen romanzen. Daneben bemerken wir, häufig unausgeglichen, die Wirkung der italienischen “novelle” und der “Exemplary Novels” des Cervantes, seltener orientalische züge, die durch französische vermittlung gegangen sind. Der Vorwurf der kurzen geschieht en ist: abschreckendstes laster neben engelgleicher Unschuld. Die personell sind nichts als ein notwendiges übel—ohne träger der leidenschafteil, die geschildert werden sollen, geht es ja schlechterdings nicht—ohne jegliche Individualität; die frauen: entzückendes nichts, tote Vollkommenheit; die männer: beiden der liebe, aber nicht des krieges. was im gegensatz zur französischen und englischen heldenromanze zu beachten ist. Die szene liegt in der regel angeblich in einem romanischen land. das dem damaligen leser das dorado der leidenschaften war. tatsächlich aber in einer unwirklichen weit der phantasie. Die technik gleicht der schlechter bühnenstücke jener zeit. Wohl begegnen wir einigem geschick im schürzen des knotens. aber die feineren mittel der Verzögerung, täuschung usw. und der lösung der Verwicklung sind noch nicht bekannt. Die handlung ist traditionell: der rücksichtslose leidenschaftliche mann verfolgt das unschuldige weib. Es wird betrogen und stirbt unverzüglich oder erleidet wenigstens den lebendigen tod im kloster. Doch ist zu erwähnen, daß “The British Recluse”, “The Double Marriage” und “The City Jilt” bereits einen realistischen zug zeigen, indem sie auf diesen hoch dramatischen schluß verzichten und die heldin resigniert, von der weit zurückgezogen, ihren lebensabend verbringen lassen. Auch zeigen sich schon spuren des motivierens und analysierens der leidenschaften in “Idalia”, “The Fatal Secret”, “The Mercenary Lover” und besonders in “The Life of Madam de Villesache”.—Bei aller Unwahrheit der leidenschaft, wie sie diese romanzen bieten, war es doch wichtig für die entwicklung der englischen prosaerzählung, daß neben Defoe, bei dem die liebe als treibende kraft keine rolle spielt, eine [282] Zeitgenossin stand, die sie stark betonte und damit den Vorrat an motiven für die nachfolger bedeutungsvoll ergänzte.

[¶5] Die Untersuchung der “Duncan Campbell Pamphlets” weist “The Spy upon the Conjurer” und “The Dumb Projector” als sichere beitrage der Mrs. Haywood nach, während “The Secret Momoirs [sic, for Memoirs]” sehr wahrscheinlich in journalistischer voraussieht des beim tode Campbeils wiedererwachenden interesses von Defoe im voraus begonnen waren, dann aber von unserer autorin vervollständigt und auch wohl überarbeitet wurden. Über Defoes und Bonds teilhaberschaft finden sich gute bemerkungen, docli sind die Untersuchungen nicht umfassend und tiefgehend genug, um Sicherheit und klarheit zu geben. Wahrscheinlich liegt es aber auch garnicht in der absieht des kapitels, die Verfasserschaft der Duncan-Campbell- literatur endgültig festzustellen.

[¶6] Wie die “Short Romances of Passion”, so schuf Mrs. Haywood auch ihre “Secret Histories” und “Scandal Novels” nach französischem Vorbild. Seit mitte des 17. Jahrhunderts wurde der büchermarkt in Frankreich mit einer flut von erzählungen überschwemmt, die nicht mit politischen, religiösen und derartigen motiven, sondern mit liebe und intrigue die gesamte Weltgeschichte neu zu erklären vorgaben. Erreicht wurde diese gattung aber eigentlich nur durch "Mary Stuart", allenfalls auch durch “A Letter from H— G—g Esq.”, eine geschiente, die noch nachträglich für den liebenswürdigen aber unbedeutenden helden von 1745 Propaganda machte. Dafür ging jedoch eine um so größere zahl von echten “Scandal Novels” aus der fleißigen feder hervor. Sie waren durch Vermittlung des “New Atlantis” der Mrs. Manley nach den französischen “romans ä clef” gebildet und verdienen mehr beachtung, als ihnen bisher geschenkt ist. Denn die skandal-geschichten zwangen den dichter—was dem romanzier noch gänzlich fremd war—zur beobachtung und wiedergäbe des natürlichen lebens, wenngleich sie auch, wie parodie und burleske, nicht direkt zur Schöpfung von Charakteren führten.—Erfolgreiche betrachtungen widmet der verf. der Identifizierung der verschiedenen persönlichkeiten. So ist es z. b. interessant zu hören, daß Ochihatau in “Adventures of Eovaai, Princess of Ijaveo”, ein Zerrbild des ministers Walpole ist, während sich die beste geschichte dieser art: “Secret History [283] of the Prescnt intrigues of the Court of Carimania”, das einzige werk, das nach einem größern zusammenhängenden plan geschaffen wurde, eine Verunglimpfung Georgs II und des lustigen lebens darstellt, das er als Prince of Wales geführt.

[¶7] Die Vorliebe der Verleger für werke von der band der Airs. Haywood ließ Pope nicht ruhen, ihnen seinen dank abzustatten, und so finden wir in der “Dunciad”, von aufläge zu aufläge Avechselnd. den jeweiligen sünder am pranger. Doch auch die autorin selbst traf der beißendste spott. Als grund, wahrscheinlich sogar nur als vorwand für die entzündung seines nasses, dienten Pope dabei die “Memoirs of Lilliput”, die zeilen gegen ihn enthielten und der Airs. Haywood zugeschrieben wurden, die aber, wie der verf. zeigt, nach inhalt und stil garnicht von ihr stammen können. Sie entgegnete nichts, wurde aber in den streit verwickelt. Ein neuer angriff war die folge, und hinfort verschwand der name Haywood, einst die beste reklame, vom titelblatt ihrer werke, die, wohl nicht zum wenigsten infolge dieser Schmähungen, einen gemäßigteren, moralisierenden Charakter annahmen.

[¶8] Die werke der reifezeit tragen fast ausschließlich die form von briefen oder periodischen essays und haben didaktischen inhalt, der durch kleine romantische erzählungen gemildert wird. Die briefform war ein erbe aus den zeiten der Gombreville, La Calprenede und Scudery, die handschreiben zu den verschiedensten zwecken einzuschieben liebten. Airs. Haywood jedoch benützt sie ausschließlich als mittel zur Steigerung des lebhaften effektes. Die glänzenden möglichkeiten, die in der fortführung einer geschiente durch hin und wider gewechselte briefe lag, erkannte sie selbst nach Veröffentlichung der Pamela und Clarissa noch nicht, wenngleich hie und da eine Verwicklung schon zufällig durch einige briefe hindurchgeht.—Auf dem gebiet des essays folgte sie Addison, ohne ihn jedoch auch nur entfernt zu erreichen. Und ihre “Conduct Books” gar waren inhaltlich mehr als bescheiden, wenn auch z. b. “A Present for a Servant Maid”, das sicherlich ein handbuch für mögliche Pamelas sein sollte, zahlreiche leser fand.

[¶9] Die letzte periode ist wenig einheitlich, man könnte sie allenfalls als die der “Domestic Novel" bezeichnen. Die dichterin hat sich innerlich von ihren ursprünglichen Vorbildern [284] abgewandt und in leben und literatur reiche erfahrungen ge- sammelt, allein es fehlt ihr das rechte gefäß, sie zu fassen.—An der findlingsliteratur , die infolge der errichtung eines Foundling Hospital in ihrer zeit blühte, beteiligte sie sich mit “Fortunate Foundlings”, einem buch, das zum erstenmal zeigt, daß sie sensationelles nicht nur um seiner selbst willen erzählen kann, sondern gelernt hat, es einzuordnen und für die hauptverwicklung auszunützen. “Life's Progress through the Passioins” zeigt ernstliches bemühen im psychologischen durchdringen der materie und den ehrlichen willen, das leben streng realistisch zu schildern. Und “The History of Miss Betsy Thoughtless” endlich, enthält die besten Charaktere, die Mrs Haywood schuf, die umfangreichste Verwicklung, und kommt dem wirklichen leben entschieden am nächsten.

[¶10] So können wir am werk dieser vielseitigen Schriftstellerin den Übergang von “Parthenissa” zu “Pamela” auß beste verfolgen.

[¶11] Wir sind dem verf. für die Untersuchung zweifellos zu grolsem dank verpflichtet. Eine ausführliche, zuverlässige arbeit über Mrs. Haywood war ein bedürfnis, wenn man die, infolge der schweren zugänglichkeit der werke stets auf einer auswahl beruhenden, vielfach verschiedenen und somit sicherlich z. t. falschen bilder der Schriftstellerin in den bisherigen darst eilungen sah. Und diese arbeit hat der verf. uns geschenkt. Mit größtem eifer und mit geschick hat er alles nur erreichbare über das leben zusammengetragen. Die umfangreichen werke sind unermüdlich durchgearbeitet und das material ist zu überzeugenden glücklichen resultaten vereinigt. Die darstellung ist durchweg klar und übersichtlich und durch gut gewählte belege und Inhaltsangaben wertvoller gemacht. Die mit großem fleils am Schlüsse des buches aufgestellte liste der werke der Mrs. Haywood ist vielfach vom verf. auf grund eigner nachprüfung oder forschung ergänzt und berichtigt und darf wohl auf Sicherheit und ziemliche Vollständigkeit anspruch machen. Ein zuverlässiger index erhöht die brauchbarkeit der arbeit.—Schade ist nur, daß sich der verf. bescheidet, künftigen darstellern der englischen literaturgeschichte material zu liefern. Seit wir eine so vorbildliche arbeit über den englischen roman haben, wie die “Englische Romankunst des 18. Jahrh.” von Dibelius, sollte [285] man meinen, würde es sich jeder forscher, der einzelarbeit auf diesem gebiete leistet, zur ehre anrechnen, seine Untersuchung diesem werke anzugleichen. Hätte sich Wicher Dibelius zum muster genommen, so würde er sicherlich sein augenmerk noch auf mancherlei gerichtet haben, das ihm so entgangen, würde er zweifellos noch bedeutend mehr an wertvollen ergebnissen zutage gefördert haben. Und wenn man die Untersuchung von diesem gesichtspunkt aus ansieht, merkt man doch mit bedauern, daß manches fehlt.

Hamburg. Wilhelm Paterna

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